Infozentrum Bergbau und Geologie
Das neue Infozentrum Bergbau und Geologie kann seit dem 21. Mai 2023 zu den regulären Öffnungszeiten des Besucherbergwerks Finstergrund besichtigt werden. Auf weit über 100qm Fläche im Obergeschoss des Besuchergebäudes direkt vor der Eingang zum Besucherbergwerk können auf zwei Etagen alle Aspekte der regionalen Bergbaugeschichte bestaunt werden. Von der Geologie über die Bergbautechnik bis hin zur Verwendung der Rohstoffe wird ausgiebig auf die Themen eingegangen, mit vielen Originalartefakten aus der Betriebszeit wie z.B. ein historischer Schnabelkipper oder der historische Schreibtisch des damaligen Repräsentant des Bergwerksbetreibers, der Gewerkschaft Finstergrund. Besondere Ausstellungsgegenstände wie originale Postkarten oder Dokumente aus der Betriebszeit sowie Großstufen aus dem Revier runden zusammen mit interaktiven Multimediabildschirmen -auf welchen u.a. Interviews mit Zeitzeugen und historische Bilder angeschaut werden können- die Ausstellung ab. Für Kinder ist eine Malecke eingerichtet. Lassen Sie Sich vor oder nach der Grubenfahrt im Besucherbergwerk von der vielfältigen und interessanten Bergbaugeschichte begeistern.
Meilensteine
2002:
Schon beim Neubau des Besuchergebäudes im Jahre 2002 war der langfristige Gedanke des Vereins, in diesem Gebäude außer der Gastronomie auch ein Infozentrum Bergbau und Geologie im OG einzurichten. Aus vielfältigen Gründen konnte dies bis jetzt nicht realisiert werden. Nun hat sich der Verein entschlossen, mit Hilfe von LEADER-Förderung dieses Projekt in Angriff zu nehmen und durch interkommunale Zusammenarbeit mit den Gemeinden Wieden und Utzenfeld soll in den nächsten Jahren dieses Vorhaben umgesetzt werden.
2017:
Als erster Schritt startete Anfang 2017 die LEADER-geförderte "Konzeption Bergbau-Ausstellung Finstergrund", in der ein Konzept für das Bergbau-Informationszentrum erstellt wurde. Dazu wurden u.a. Zeitzeugen befragt und mögliche Ausstellungsgegenstände bewertet sowie die Raumplanung erstellt.
Weitere Informationen: LEADER-Aktionsgruppe Südschwarzwald
2018:
Gegen Ende 2018 konnte die Konzeption "Bergbau-Ausstellung Finstergrund" für das geplante Infozentrum Bergbau und Geologie abgeschlossen werden.
2019:
Ab diesem Jahr liefen die Abklärungen für mögliche Fördermaßnahmen zur konkreten Umsetzung der Konzeption zum Infozentrum Bergbau und Geologie.
2020:
Nachdem der Bergmannsverein die offizielle Förderzusage durch LEADER bekommen hatte, wurde im November 2020 mit den Baumaßnahmen begonnen. Zum Jahresende wurde die komplette Isolierung des Dachbereichs und der Fenster innen abgeschlossen.
2021:
Anfang dieses Jahres wurden die ersten Maßnahmen zum Einbau des durch den Ausstellungsraum führenden Holzstegs vorgenommen, welcher Teil des Rundgangs sein wird. Der Holzsteg mit in der Optik eines deutschen Türstocks wurde im Herbst eingebaut, gegen Jahresende folgte die Installation der Fußbodenheizung.
2022:
Im März wurde der Estrich eingebracht, dann wurde wird die Holzdecke vorbereitet, danach folgten Elektroinstallationen und Gipserarbeiten. Im Laufe des Juni konnte der Grundputz aufgebracht und die Elektroinstallationen vorbereitet werden.
Im Juli wurde die Holzdecke eingebaut, dann die Bodenfließen verlegt und die Wendeltreppen montiert; es folgten Feinputz und die Montage der Elekroanschlüsse.
Seit Oktober sind die handwerklichen Gewerke abgeschlossen. Das Infozentrum wurde ab November schrittweise mit Vitrinen und Ausstellungsgegenständen bestückt, was komplett in Eigenregie der Vereinsmitglieder erfolgt. Der Verein ist sehr froh und stolz, das Infozentrum Bergbau und Geologie im Mai 2023 feierlich eröffnen zu können. Ein herzlicher Dank geht an die LEADER Aktionsgruppe Südschwarzwald für die grundsätzliche Ermöglichung des Projektes sowie an alle Beteiligten.
2023:
Anfang des Jahres könnte mithilfe einer weiteren Förderung durch das LEADER Regionalbudget noch letzte Infrastrukturmaßnahmen am bzw. um das Infozentrum realisiert werden:
- Verbundsteinplatz vor den Eingängen
- Stühle, Tische und Stehtische für den Vortragsraum
- Elektrozuleitung vom Lokschuppen zum Besuchergebäude, in dessen OG sich das Infozentrum befindet
Am 21. Mai 2023 war es endlich soweit; Nach den letzten Arbeiten, welche noch bis am Vortag der Eröffnung geleistet wurden konnte das Infozentrum nach einem Sektempfang und dem anschließenden Festakt mit feierlicher Durchschneidung des Bandes der Öffentlichkeit präsentiert und übergeben werden.
Zum Ende der Reden während des Festaktes wurde das Band durch die Ehrengäste, Frau Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer (Freiburg), Frau Landrätin Marion Dammann (Lörrach), Frau Bürgermeisterin Annette Franz (Wieden), Vorsitzender und Bürgermeister (Utzenfeld), Martin Wietzel sowie Vorsitzender Clemens Jäger durchschnitten.
Festrede von Regierungspräsidentin Frau Bärbel Schäfer:
Sehr geehrte Frau Landrätin Dammann,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Franz,
sehr geehrter Herr Wietzel,
sehr geehrter Herr Jäger und Mitglieder des Bergmannsvereins Finstergrund Wieden e.V.,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr, mit Ihnen heute die feierliche Eröffnung des neuen Informationszentrums Bergbau und Geologie begehen zu dürfen. Herzlichen Dank für Ihre Einladung. Mein erster Eindruck vom neuen Informationszentrum: Hier ist Ihnen ein echter Wurf gelungen. Herzlichen Glückwunsch dazu. Sie machen auf zwei Etagen die Aspekte der regionalen Bergbaugeschichte sichtbar und erlebbar. Hierfür möchte ich Ihnen herzlich danken. Denn der Bergbau gehört zum Schwarzwald und seiner Geschichte fest dazu. Bereits während des Mittelalters wurden im Schwarzwald vornehmlich Silber- und Bleierz in einer Vielzahl von Gruben auch hier in der Umgebung gewonnen und verhüttet. Dadurch hat der Bergbau den Schwarzwald stark geprägt und bereits im Mittelalter zu Wohlstand verholfen. Es wurden nicht nur neue Dörfer errichtet, auch der Bau unseres Freiburger Münsters wäre ohne die reichen Silbererze des Schwarzwaldes nicht möglich gewesen. Der Bergbau hat unter Tage wie über Tage seine Spuren hinterlassen. Über Tage wurden Bäume gerodet und wieder angepflanzt. Das Holz wurde unter Tage zum Abstützen der Hohlräume benötigt, über Tage zum Verarbeiten der gewonnenen Erze. Zu einem Bergwerk gehörten daher früher nicht nur die Bergleute, die die Erze lösten, sondern auch Zimmerer, Schmiede, Geologen und einige weitere Fachleute. Bergbau war und ist Teamarbeit, früher und heute.
Heute ist im Schwarzwald nur noch ein einziges Bergwerk in Betrieb: In der Grube Clara bei Wolfach werden Fluss- und Schwerspat gewonnen, beibrechend auch etwas Silber. Auch im Wiedener Tal hat der Bergbau eine lange Tradition. Wie in vielen anderen Gruben des Schwarzwaldes stand im Mittelalter hier die Gewinnung von Silber und Blei im Vordergrund. Dies hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich gewandelt. Ab 1922 wurde die Gewinnung von Flussspat interessant. Das Wiedener Tal war zeitweise sogar das Zentrum der deutschen Flussspatproduktion. Jedoch war mit der zunehmenden Globalisierung, welche fallende Rohstoffpreise zur Folge hatte, der Bergbau hier nicht mehr rentabel und die Gruben wurden 1974 geschlossen. In anderen Orten wäre der Bergbau wahrscheinlich einfach ein Teil der Ortsgeschichte geworden und vielleicht sogar in Vergessenheit geraten, nicht aber in Wieden und Utzenfeld. Hier in Wieden hat sich bereits ein Jahr nach der Schließung des Bergwerkes der Bergmannsverein Finstergrund Wieden e.V. gegründet, um eines der Bergwerke der damaligen Betreibergesellschaft „Gewerkschaft Finstergrund“ zu erhalten und der Öffentlichkeit als Besucherbergwerk zugänglich zu machen. Das notwendige Fachwissen für die Einrichtung des Besucherbergwerks Finstergrund Wieden war somit vorhanden. Seit 1982 ist das Besucherbergwerk ein Anziehungspunkt für Besucher aller Altersklassen. Inzwischen haben hier ca. 400.000 Personen im Rahmen von Führungen einen Einblick in den Flussspat-Bergbau des Schwarzwaldes gewinnen können. Doch mit der Eröffnung vor gut 40 Jahren ist die Arbeit für die Vereinsmitglieder nicht zu Ende gewesen. Es sind unter Tage immer wieder Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten zu erledigen. Angefangen vom Auswechseln defekter Leuchten bis hin zum Reparieren der Gleisanlagen. Glücklicherweise kann mit einem Zug in das Bergwerk bis zu den ehemaligen Abbaustellen hineingefahren werden. Allein nur zwei Besucherbergwerke in ganz Baden-Württemberg bieten diese Möglichkeit. Aktuell wird ein weiterer Zugang freigelegt, um die Belüftung im Bergwerk zu verbessern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Regierungspräsidiums begleiten die Arbeiten fachlich und als Genehmigungsbehörde. Seit Jahrzehnten sammeln Sie als Bergmannsverein Informationen, Bild- und Ausstellungsmaterial in Ihrem Archiv, darunter auch wesentliche Teile des Firmenarchivs der Pforzheimer Fluss- und Schwerspatwerke. Neben dem Sammeln von Materialien hält der Bergmannsverein Finstergrund Wieden e.V. die bergbaulichen Traditionen hoch, z.B. mit der jährlichen Barbara-Feier – die Heilige Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute. Möge Sie Ihnen bei all ihren Wegen und Arbeiten stets schützend zur Seite stehen. Mit der Eröffnung des Besucherbergwerks und den laufenden Instandhaltungsanlagen hat sich der Bergmannsverein nicht zufriedengegeben. Bereits im Jahr 2002 hatten Sie den Gedanken, hier am historischen Abbauort ein neues Gebäude mit einem Informationszentrum zum Bergbau und zur Geologie zu errichten. Die Planungen begannen und mit Förderung durch das LEADER-Programm von 2017 bis 2018 wurde ein Konzept für die geplante Ausstellung erstellt. Nach der offiziellen Zusage von weiteren LEADER-Fördermitteln wurde 2020 mit den praktischen Arbeiten für das Informationszentrum begonnen. Heute können wir stolz das Ergebnis dieser Anstrengungen sehen und feierlich gemeinsam einweihen. All dies wäre ohne die Hilfe zahlreicher Mitstreiter und Unterstützer nicht möglich gewesen: Neben der Förderung durch LEADER wurde dieses Projekt von den Gemeinden Wieden und Utzenfeld sowie dem Landkreis Lörrach unterstützt. Zudem haben Sie zahlreiche Sachspenden erhalten: von Bergbau-Equipment bis zu großen Erz- und Mineralstufen und weiteren Schau-Objekten. Allen Spendern sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Ein besonderer Dank geht an die Mitglieder des Vereins der Mineralienfreunde Pforzheim, welche die wertvollen Ausstellungsvitrinen zur Verfügung gestellt haben. Besonders zu danken ist jedoch den Vereinsmitgliedern des Bergmannsvereins Wieden, die neben einem Eigenanteil von fast 170.000 € eine gehörige Menge an ehrenamtlichen Arbeitsstunden in dieses Projekt gesteckt haben und zukünftig noch investieren werden. Das neue Informationszentrum Bergbau und Geologie wird ab heute den Rundgang im Bergwerk mit seiner Sammlung zur Bergbaugeschichte, Bergbautechnik sowie Geologie und Mineralogie ergänzen. Zudem steht es für Vorträge und Seminare im Rahmen des „Lehr- und Forschungsbergwerkes“ in Kooperation mit der Universität Freiburg zur Verfügung. Damit wird es das Wissen um den Schwarzwälder Bergbau mit seinen Leistungen und Techniken erhalten und vermitteln sowie die geowissenschaftlichen Forschungen an Mineralgängen und Gesteinen in der Praxis unterstützen.
Allen, die zu diesem Projekt ihren Betrag geleistet haben, möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen und wünsche Ihnen allzeit ein herzliches Glück Auf!